(zettel (meta (author "Detlef Stern") (back "20131206152000 20140303154500 20140823173200") (backward "20131206152000 20131209103000 20140303154500 20140823173200") (box-number "1") (created "20131206183923") (forward "20130622140400 20130622180800 20131209103000 20140223200000") (modified "20231122170507") (published "20231122170507") (role "post") (syntax "zmk") (tags "#konzept") (title "Die Idee") (visibility "public")) (rights 4) (encoding "") (content "{{{20130622140400}}}\n\nEines schönen Tages las ich an einem Samstagnachmittag im Juni ein interessantes kleines Büchlein: \"\"Das kleine Agile-Buch\"\" von Sander Hoogendoorn.\nIn dem Buch geht um die Anwendung von agilen Methoden, nicht nur für Softwareentwicklungsprojekte.\n\nWas sind agile Methoden?\nDa gehen die Definitionsversuche auseinander.\nDas [[Manifest für agile Softwareentwicklung|http://agilemanifesto.org/iso/de/manifesto.html]] spricht von einer Bevorzugung von Individuen und Interaktionen gegenüber Prozessen und Werkzeugen.\n[[Andere|https://blog.ralfw.de/2012/08/agil-personlich-definiert.html]] definieren es als eine Kombination von inkrementeller Entwicklung, Lernen und unmittelbarer Kommunikation.\n\nAgile Methoden können für viele Bereiche eingesetzt werden, nicht nur für die Entwicklung von Software.\nAuf [[openPM|https://www.openpm.info/pages/viewpage.action?pageId=28082325]] wird zum Beispiel beschrieben, wie man das Familienleben mit agilen Methoden vereinfachen kann.\n[[Dotmocracy|https://dotmocracy.org/]] ist ein Versuch, mit agilen Methoden die Entscheidungen in großen Gruppen u.a. zur politischen Beteiligung durchzuführen.\n\nIch hatte nicht nur [[eduScrum|http://eduscrum.nl/english]] im Hinterkopf, als ich twitterte[^Update 2023-11-22: der Tweet wurde inzwischen vom Betreiber der nun mit X benannten Plattform gelöscht]:\n\"\"Was wäre, wenn man Vorlesungen mit Hilfe von Scrum organisieren würde\"\".\n[[Scrum|https://www.scrum.org/]] ist eine der häufiger verwendeten agilen Methoden.\nEs entspann sich ein kleiner Dialog mit einem meiner Kollegen.\n\n{{{20130622180800}}}\n\nWir beide waren uns bei dem Mittagessen schnell einig, dass die üblichen \"\"seminaristischen Vorlesungen\"\" für einige unser Fächer nicht adäquat sind.\nIm Gegenteil, wir hatten (und haben) das Gefühl, dass mit solchen Lehrformen nur relativ wenige Studierende erreicht werden.\nVon 45 Teilnehmern an einer solchen Vorlesung beteiligen sich vielleicht 5 Studierende intensiver.\nDer Rest hört entweder mehr oder minder aufmerksam zu oder nutzt den Zugang zum Internet für eigene Zwecke.\nEs soll sogar Studierende geben, die nur deshalb in die Hochschule kommen, um bei den eigenen Verwandten nicht als faul dazustehen.\n\nUmgekehrt nehmen wir für uns nicht in Anspruch, die Vorlesungen optimal auf die Bedürfnisse für die Teilnehmer zuschneiden zu können.\nIn vielen Fällen sind uns die Teilnehmer erst nach einigen Wochen etwas bekannter.\nIn den bisherigen Jahren meiner Lehrtätigkeit habe ich immer wieder mit einzelnen Techniken experimentiert.\nMal \"\"funktionierte\"\" eine Technik in einem Semester für eine Vorlesung, im nächsten Semester wiederum nicht.\n\nDie Qualität einer Lehrveranstaltung, definiert über das Lernen der Studierenden, ist abhängig von den Lehrenden __und__ den Lernenden.\n\nIn diesem Sinne fragten wir uns, warum die Studierenden nicht selbst über ihren eigenen Lernfortschritt entscheiden sollten.\nIn einer Vorlesung entscheidet der Lehrende mit Hilfe seiner Erfahrung und der (teilweise spärlichen) Rückmeldung der Studierenden über den Lernfortschritt.\n\nDas individuelle Begleiten eines Studierenden beim Lernen ist für uns nicht möglich, wohl aber das Begleiten einer Gruppe von 5 bis 8 Studierenden.\nFür viele Lernende ist das Arbeiten in einer Gruppe von Gleichgesinnten einfacher als das einsame Lernen.\n\nDie Idee nahm konkrete Formen an:\n\n* Auf Basis der Veranstaltungsbeschreibung erstellen wir für jedes Fach eine gewisse Anzahl von [[__Studienthemen__|20131209103000]].\n Pro Vorlesungstermin ergeben sich 5 bis 10 solcher Studienthemen.\n* Jede Gruppe von Studierenden (__Studiengruppe__) wählt für eine [[__Studienphase__|20140223200000]] von zwei Wochen die Studienthemen aus, die sie bearbeiten möchte.\n Jedes Gruppenmitglied übernimmt die Verantwortung über einige dieser Studienthemen.\n* Wir beraten die Gruppen in der Auswahl der Themen.\n Je nach Bedarf erfolgt die Beratung gruppenindividuell oder für mehrere (bis: alle) Gruppen.\n* Auf Wunsch der Gruppen stellen wir die Themen detaillierter vor.\n Dies kann in Form einer Vorlesung erfolgen, oder auch auf eine gruppenindividuelle Art und Weise.\n* Nach den 2 Wochen stellen die Gruppen ihre Ergebnisse den anderen Gruppen vor.\n* Die nächste Studienphase beginnt.\n\nDamit wandelt sich unsere Rolle von der eines \"\"vorlesenden Edutainers\"\" in die eines Themenstrukturgebers und Lernbegleiters.\n\nDiese Idee stellten wir unseren Kollegen im [[Studiengang|http://www.hs-heilbronn.de/win]] vor.\nAlle waren interessiert, hatten aber schon teilweise eigene Planungen für das nächste Semester.\nEin Kollege wollte (und konnte) das Konzept gleich mit ausprobieren.\n\nIm Wintersemester 2013/14 begannen wir die Idee in den doch relativ unterschiedlichen Veranstaltungen \"\"Statistik\"\", \"\"Programmierung 2\"\" und \"\"Projektmanagement 1\"\" umzusetzen."))