(zettel (meta (author "Detlef Stern") (back "20180130143300") (backward "20180130143300") (box-number "1") (created "20150128132500") (modified "20231122164348") (published "20231122164348") (role "post") (syntax "zmk") (title "Bericht zur ersten Förderung") (visibility "public")) (rights 4) (encoding "") (content "=== Vorbemerkung\n\nTeil der Förderung durch die [[Studienkommission für Hochschuldidaktik|https://www.hochschuldidaktik.net/]] ist die Abgabe eines Bericht auf der Plattform [[LehrForum.de|https://lehrforum.de]].\nDa die Inhalte dort ohne Anmeldung nicht einsehbar sind, veröffentlichen wir den Bericht parallel hier.\nAus Gründen wurde der Text leicht ediert.\n\n=== Projektziele\nUnter \"Agiles Studieren\" verstehen wir eine Veranstaltungform, die das eigenverantwortliche Lernen fördern soll.\nZentrale Aspekte sind dabei regelmäßiges Feedback, (gewünschte) Arbeit in Lerngruppen und eigenständige Lernplanung.\nDie Ideen dazu stammen ursprünglich von Vorgehensmodellen für Softwareentwicklungsprojekte.\n\nDas Projektziel bestand in der Weiterentwicklung dieser Veranstaltungsform und das Anwenden auf unterschiedliche Fächer.\nDiese soll beobachtete Passivität vieler Studenten in diesen Lehrveranstaltungen vermindern und die Studenten in ein aktives Lernverhalten führen.\nVorausgehende Erfahrungen mit dieser Veranstaltungsform waren durchmischt positiv.\nWir wollten in diesem Projekt Erfolgsfaktoren identifizieren.\n\nDazu wurden an der Hochschule Heilbronn im Studiengang Wirtschaftsinformatik unterschiedliche Lehrveranstaltungen unter Einsatz dieses neuen Lernkonzept abgehalten.\nIn den Fächern \"\"Projektmanagement\"\", \"\"Praxis betrieblicher Informationssysteme\"\", \"\"Programmierung 1\"\" und \"\"Statistik\"\" wurde Agiles Studieren eingesetzt.\nDieses sind Veranstaltungen im 2. und 3. Semester.\n\nWeiterhin war ein Projektziel die Entwicklung einer geeigneten Software, mit der grundlegende Organisations- und Kommunikationsabläufe individuell konfiguriert und automatisiert werden sollen.\n\n=== Projektmaßnahmen\nDie Maßnahmen orientieren sich an folgenden Fragestellungen:\n\n* Wie können die bisherigen Inhalte kompetenzorientiert formuliert, verteilt, bearbeitet und begutachtet werden?\n* Wie geben wir den Studenten Feedback?\n* Wie führen wir diese neue Veranstaltungsform in die (lernende?) Organisation des Studiengangs ein?\n* Wie können die Studenten schon im Laufe der Vorlesungszeit ihr Lernverhalten verbessern?\n* Welche Prozesse müssen / sollten automatisiert werden, welche dürfen es nicht?\n* Wie können wir Agiles Studieren bekannter machen und in andere Kontexte einbetten?\n\nDie Studenten können schon nach der ersten Veranstaltung alle im Laufe des Semesters zu erledigenden Aufgaben einsehen.\nNach einer Gruppenfindungphase kümmern sich die Studenten gemeinsam um die Bearbeitung der jeweiligen Themen.\n\nJede Woche findet ein Präsenztermin statt, in dem individuell auf Unklarheiten eingegangen werden kann.\nEbenso gibt der Tutor alle zwei Wochen ein individuelles Feedback zu eingereichten Aufgabenlösungen.\nDas Feedback kann dabei positiv ausfallen, zur erneuten Bearbeitung auffordern, oder auch lediglich kleine vorhandene Ungenauigkeiten erwähnen.\nWir haben teilweise mit studentischen Tutoren, teilweise übernahmen wir diese Aufgabe.\n\nDie Lerngruppe sollte eine geeignete Aufgabenteilung zu organisieren, um sich dann evtl. gegenseitig die dazugehörigen Lösungen zu präsentieren.\nWir als Veranstalter sehen uns in einer begleitende Rolle und mischen uns sich nicht direkt in den Lernverlauf der Studenten ein.\n\nParallel sollte eine im Vorfeld entwickelte Softwareteillösung weiter vervollständigt werden.\nDazu waren stud. Hilfskräfte vorgesehen.\n\nWir haben Agiles Studieren auf dem Wissenstransfercamp 2014 und den Open Government Tagen der Landeshauptstadt München vorgestellt.\n\n__(Technischer Hinweis: die vormals angegebenen Links sind leider nicht mehr gültig.)__\n\n=== Projektergebnisse / Projekterfahrungen\n\nDas Agile Studieren bietet sowohl Vorteile als auch Nachteile.\nUnterschiedliche Lerntypen ziehen ihren jeweiligen Vorteil aus der Lernveranstaltung und haben aufgrund der Gruppenbildung schnell die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen.\nAußerdem kann Eigenverantwortung und Kommunikation gefördert werden.\n\nDas Agile Studieren fördert heterogene Charakterausprägungen.\nZum einen können geeignete Gruppenkonstellationen dazu führen, dass die eigenen individuellen Stärken der Teilnehmer zur Geltung kommen und Schwächen ausgeglichen werden.\nZum anderen können die Studenten den Lernbeitrag anhand eigener Lernvorlieben erbringen.\nAußerdem ermöglicht das persönliche Feedback den Einblick in individuelle Fehler und das in Präsenzterminen stattfindende situative Coaching durch die Tutoren eine individuelle Problembewältigung.\n\nJedoch ist die Gruppenbildung auch als kritischer Faktor zu sehen.\nEine Gruppenkonstellation mit mehreren Lern- oder Arbeitsverweigerern kann für die anderen lernwilligen Gruppenmitglieder zu ungeplanten Lernaufwänden führen.\nWeiterhin können Probleme in der Motivation auftreten, die sich besonders durch fehlende Anwesenheit in zeitlich sehr frühen oder sehr späten Präsenzterminen des Veranstalters erkennbar machen.\nAufgrund der selbst zu strukturierenden Lernweise, können Studenten der Auffassung sein, Präsenztermine mit situativen Coaching durch den Tutor nicht nutzen zu müssen.\nDies kann aus daraus folgender fehlerhaften Bearbeitung von Aufgaben, spätestens beim negativ ausfallenden Feedback, zu Rückschlägen führen.\n\nWeiterhin ist nicht jedes Fach für das Agile Studieren geeignet.\nSo scheinen Fächer wie Statistik oder Mathematik, wenn in Ihnen gemeinsames Lernen weniger gefordert werden, weniger geeignet.\n\nPrinzipiell sind durch das Agile Studieren nachweislich bessere Ergebnisse erzielt worden als bei vorherigen Lehrveranstaltungen.\nTrotzdem herrscht bei den Studenten noch eine gespaltene Meinung über den Sinn und Nutzen des Agilen Studierens.\nWir als Veranstalter sind mit den ersten Testläufen zufrieden.\nFür viele Studenten ist es noch ungewohnt, sich gegenseitig zu helfen und stets aktiv und selbstverantwortlich am Lernstoff teilzuhaben.\n\nDie Weiterentwicklung der Software hat in der geplanten Konstellation nicht funktioniert.\nGrund hierfür scheint eine geringere als erwartete Qualifikation der stud. Hilfskräfte im Programmieren zu sein.\nGegen Ende des Projekts wurden daher Oberflächenprototypen entwickelt, die z.B. von Projektstudien mit Teilnehmern höherer Semester bearbeitet werden.\n\nDie Resonanz auf dem Wissenstransfercamp 2014 und den Open Government Tagen war sehr positiv.\nElemente des Agilen Studierens können laut Einschätzung der anderen Teilnehmer auch gut in das betriebliche Weiterbildungswesen passen oder für eine sinnvolle Digitalisierung der Ausbildung genutzt werden.\nIm Unterschied zu MOOCs bleibt beim Agilen Studieren die Interaktion mit einem Lehrenden.\n\n=== Zusätzliche Informationen / Nächste geplante Schritte\nIn Zukunft soll das Agile Studieren in weiteren Fächern eingesetzt werden und mit Hinblick auf die bisherigen Erfahrungen weiter verbessert werden.\nÜber unsere Erfahrungen werden wir weiterhin auf der Projekthomepage [[https://www.agiles-studieren.de/]] berichten.\n\nFür die Studenten kann es sinnvoll sein, einen exemplarischen Leitfaden zu erstellen.\nIn diesem soll der Ablauf einer Veranstaltung mithilfe des Agilen Studierens geschildert werden und die zugrunde liegende Erwartungshaltung an die Studenten näher erläutert.\n\nSchulungsmaterialien für interessierte Veranstalter sollten erstellt werden, um zielgerechte Richtlinien weiterzugeben, anhand derer das Agile Studieren in einer Lehrveranstaltung angemessen eingesetzt werden kann.\n\nWer Interesse an der Veranstaltung einer Lehrveranstaltung unter dem Einsatz des Agilen Studierens hat, kann sich gerne an die Antragsteller wenden.\nWir empfehlen dies für Fächer, bei denen gemeinsames Lernen allgemein von Vorteil sein kann.\nAußerdem sollte eine geeignete Softwarelösung vorhanden sein, durch die eine Zeiteinsparung in der Einsicht und Bewertung der eingereichten Aufgaben ermöglicht wird."))