(zettel (meta (author "Detlef Stern") (back "20200913120000") (backward "20200228210000 20200913120000") (box-number "1") (created "20190823181500") (folge "20200228210000") (forward "20190218125000") (modified "20231123153312") (precursor "20190218125000") (published "20231123153312") (role "post") (syntax "zmk") (tags "#bericht") (title "Retrospektive Sommersemester 2019") (visibility "public")) (rights 4) (encoding "") (content "Nachdem die Ergebnisse der Klausur im [[letzten Semester|20190218125000]] nicht besonders gut waren (um es vorsichtig auszudrücken), war ich für dieses Semester zunächst etwas hoffnungsfroher:\n\n* 52 Studenten haben sich für das Agile Studieren angemeldet, doppelt soviel wie im letzten Semester,\n* 42 Studenten wollten an der Klausur teilnehmen,\n* 39 Studenten haben an der Klausur teilgenommen,\n* 22 Studenten haben die Klausur bestanden.\n\nDas entspricht einer Bestehensquote von etwas mehr als 50%, also vergleichbar zu früheren Semestern.\nIst alles wieder gut?\n\nZum einen scheinen sich die Maßnahmen, die ich mir für dieses Semester vornahm, grob angemessen gewesen zu sein.\n\nStatt einer Gruppeneinteilung nach dem Zufallsprinzip oder per Selbstfindung kam eine selbst erstellte Software zum Einsatz.\nDazu gab jeder Teilnehmer bis zu zwei andere Teilnehmer als Präferenz für Gruppenmitglieder an.\nDie Präferenzen aller Teilnehmer können durchaus widersprüchlich sein (A möchte mit B und C zusammen in einer Gruppe sein, B und C aber wollen zusammen und mit D in einer Gruppe sein, nicht mit A).\nDie Software ermittelt dann diejenige Gruppeneinteilung, welche am wenigsten allen Präferenzen widerspricht.\n\nDiese Art der Gruppeneinteilung hat soweit funktioniert, wenn als Maß die Anzahl der erfolgreich bearbeiteten Themen nimmt: je nach Gruppe wurde zwischen 54% und 94% der Themen erfolgreich bearbeitet.\nDies übertrifft viele frühere Semester.\n\n{{//assets/img/20190625_as_ss19.png}}\n\nVergleicht man die Klausurergebnisse mit der Gruppenleistung, so lässt sich eine positive Korrelation erkennen: in den vier Gruppen, die mehr als 75% der Themen erfolgreich bearbeiteten, hat mindestens die Hälfte der Gruppenmitglieder die Klausur bestanden.\nDies war in den anderen vier Gruppen nur in einer Gruppe der Fall.\n\nIn obiger Graphik habe ich eine Gruppe nicht aufgeführt: die Gruppe der Teilnehmer, welche die Mitarbeit am Agilen Studieren eingestellt hatten.\nDiese Studenten wurden aus ihren ursprünglichen Gruppen in eine eigene Gruppe transferiert, wenn diese über 3-4 Wochen nicht mehr mitarbeiteten.\nAus dieser Gruppe von insgesamt 12 Studenten nahmen 5 an der Klausur teil, 4 haben nicht bestanden.\n\nZusätzlich nahmen 3 Studenten an der Klausur teil, die in diesem Semester ohne das Agile Studieren lernten; alle mit Erfolg.\nDiese Studenten gehörten zu denen, die im letzten Semester die Klausur nicht bestanden hatten.\nWeitere 5 Studenten aus dem letzten Semester nahmen auch diesmal am agilen Studieren teil, 4 mit Erfolg.\n\nIst alles wieder gut?\n\nManche Aspekte aus dem letzten Semester haben sich dieses Semester wiederholt.\nDies betrifft insbesondere die geringe Teilnahme am Präsenztermin.\nWaren in der ersten Woche zur Anmeldung 52 Studenten anwesend, so änderte sich das in den weiteren Wochen wesentlich: 38, 6, 7, 4, 15, 18, 18, 4, 13, 2.\nLediglich zu einem Gastvortrag waren 42 Studenten anwesend, aber nicht mehr zum Präsenztermin danach (bei dem ich die Relevanz des Gastvortrags vertiefte).\n\nDie Arbeit in den Gruppen war in einigen Gruppen sehr ungleich verteilt.\nSprich: manche Studenten nutzten die soziale Hängematte.\nIn einer Gruppe hatte ein einziger Student etwas die Hälfte aller Themen erfolgreich bearbeitet.\n\nUnd wenn ich die letzten Semester mit früheren Semestern verglich, so scheint die Bereitschaft (oder Fähigkeit) der Studenten zur inhaltlichen Auseinandersetzung mit Studieninhalten gesunken zu sein.\nDas muss ich in Zukunft weiter beobachten und validieren.\n\n=== Fazit\nMeine Software zur Gruppeneinteilung hat in dem Sinne funktioniert, dass sich die Ergebnisse dieses Semesters im Rahmen früherer Semester bewegen.\nZusätzlich kam es, im Unterschied zu den früheren Semestern, nicht vor, dass Gruppen über die Leistungsfähigkeit einer einzelnen Gruppe frustriert waren.\nImmerhin 4 Gruppen haben ganz gut mitgearbeitet, mehr als in früheren Semestern.\nKeine Gruppe hat auf niedrigem Niveau das Arbeiten eingestellt, weniger als in früheren Semestern.\n\nDiese Software kam auch in ganz anderen Lehrveranstaltungen zum Einsatz, jeweils mit Erfolg (aus Sicht der Dozenten).\nWen die Software interessiert: der Quelltext ist unter [[https://github.com/t73fde/grpy]] abrufbar.\nNoch fehlt etwas Dokumentation, aber sie ist auch für andere prinzipiell einsetzbar.\n\nDie Strategie, früh Nicht-Aktive aus den Gruppen zu entfernen, hat ebenso funktioniert.\nWer wollte, konnte wieder in die bisherige Gruppe zurückkehren, vorausgesetzt die restliche Gruppe stimmte zu.\nDas hat der eine oder andere Student genutzt.\nIch überlege noch, durch welche Maßnahmen ein Gruppen-Flow unterstützt werden könnte.\n\nWas mir ein wenig Sorgen macht, ist die relative Sprachlosigkeit der Studenten.\nMir ist noch nicht klar, woran das liegt.\nNatürlich kann ich selbst ein Grund sein.\nAndererseits erfahre ich von Kollegen ähnliches bei ihren Lehrveranstaltungen.\n\nDabei bietet Agiles Studieren so viel Raum für ein diskursives Lernen, viel mehr als eine (seminaristische) Vorlesung.\nDas Angebot muss nur genutzt werden."))