Erfahrungen aus studentischer Sicht

20140305095400 · Info · (post) · #bericht
By Rebecca Lesiewicz

Rebecca Lesiewicz, Studentin der Wirtschaftsinformatik an der Hochschule Heilbronn, schreibt in einem Gastbeitrag über ihre Erfahrungen aus studentischer Sicht.


Ich muss sagen, dass ich am Anfang sehr skeptisch war und das agile Studieren als große zusätzliche Belastung empfunden habe. Zum Hintergrund muss ich wohl dazu sagen, dass ich auch im ersten Semester sehr viel Zeit für das Studieren investiert habe. Mein Mann sagt, ich bin mehr beschäftigt, als mit einem Vollzeit-Job. Das ist wohl in meinem Fall so. Ich nehme das Studieren sehr ernst, habe mich bewusst dafür entschieden und mir macht es auch Spaß.

Trotzdem empfand ich das agile Studieren am Anfang sehr anstrengend. Es hat einige Wochen gedauert, bis wir uns in unseren Gruppen zurecht gefunden haben und wir wussten, wie wir im jeweiligen Fach vorgehen sollten. Wie wir uns die Themen einteilen, damit wir alle Tickets bis zum Semesterende bearbeitet haben. Wir haben am Anfang zu viel gemacht und daher war da dann auch die Belastung sehr hoch. Nach einer gewissen Zeit hat sich dies aber eingespielt.

Ich war in allen drei Fächern beim agilen Studieren dabei, also sowohl in PM1, als auch in Programmierung 2 und Statistik. Die Zusammensetzung meiner Gruppe war in jedem der drei Fächer anders und wir sind auch in jedem Fach anders vorgegangen. In Statistik und Programmierung hat jeder alle Themen bearbeitet, bei Problemen haben wir uns innerhalb der Gruppe besprochen oder Hilfe vom Dozenten geholt. In Programmierung gab es ziemlich regelmäßig verschiedene Impulsvorträge und zum jeweiligen Sprint auf unsere Nachfrage einen grobem Überblick, was bei den ausgewählten Themen wichtig ist. In Statistik haben wir i.d.R. die Themen vorab selbst vorbereitet und dann aber nochmal vom Dozenten erklären lassen und alleine und gemeinsam in der „Vorlesung“ Aufgaben gerechnet.

In Projektmanagement sind wir ganz anders vorgegangen. Wir waren 7 Studierende in dieser Gruppe. Wir haben die Anzahl der Tickets für jeden Sprint so gewählt, dass jeder pro Sprint 2-3 Tickets bearbeiten muss. In der ersten Sprintwoche hat dann jeder „seine“ Tickets bearbeitet (Recherche und Dokumentation), dann haben wir diese in der „Vorlesung“ in der Gruppe besprochen und in der zweiten Woche hatte dann jeder Zeit, die Tickets der anderen noch einmal durchzuschauen.

Gerade in PM1 hatten wir dann am Ende aller Tickets alle Themen dokumentiert und da (fast) alle Themen vom Dozenten abgenommen waren, hatten wir eine gute Grundlage für die Klausurvorbereitung.

Wenn ich das jetzt mit SE1 für mich vergleiche, bin ich da ähnlich vorgegangen. Ich habe die Vorlesungen jede Woche nachbereitet und hatte somit auch eine gute Grundlage für die Klausurvorbereitung. Ich habe alle Übungen bearbeitet und die Literaturvorschläge durchgearbeitet. Für mich mit einem Unterschied, ich hatte in SE1 im Vergleich zu PM1 (beide Fächer finden beim selben Dozenten statt) die Einschätzung des Dozenten, die Kommentare zu den Themen. Ich konnte in SE1 besser einschätzen, was dem Dozenten evtl. wichtig ist und was nicht. Dies hat sich auch in meinen Noten gezeigt, auch wenn ich sehr zufrieden mit den Ergebnissen bin, ist meine Note in SE1 etwas besser, als in PM1.

In Statistik und Programmierung, wo es mehr Vorträge von den Dozenten gab – nachdem die Studierenden dies eingefordert hatten – konnte ich dies besser einschätzen.

Ich weiß nicht, warum wir als Gruppe in PM1 dies nicht genutzt haben. Es gab nicht viele Situationen, in denen wir die Hilfe des Dozenten eingefordert haben. Dies würde ich jetzt anders machen.

Im Großen und Ganzen hab ich mich mittlerweile mit dem „agilen Studieren“ angefreundet. Die Vorteile lagen klar darin, dass wir die Themen so planen konnten, dass wir alle Tickets in allen drei Fächern schon einen Sprint früher fertig gestellt hatten, sodass wir früher mit der Wiederholung für die Klausuren beginnen konnten und von Anfang an einen besseren Überblick über den gesamten Lernstoff hatten. Dies war zwar am Anfang ein Riesenberg, aber wir wussten, was auf uns zu kommt.

Alle Studierenden, die jetzt nach uns zum ersten Mal „agil studieren“ kann ich nur empfehlen, die Hilfe der Dozenten einzufordern. Am besten gleich am Anfang die Einschätzung des Dozenten, wie man die Themen am sinnvollsten einteilt. Also welche Themen der Dozent zusammen bearbeiten würde und in welcher Reihenfolge. Dann auch innerhalb der Gruppe absprechen, wie man vorgehen soll, damit alle einverstanden sind und wissen, vorauf sie sich einlassen. Konsequente Treffen der Gruppe fand ich auch sehr wichtig. Auch da haben wir Absprachen getroffen, ob wir uns auch treffen, wenn wir nur zu zweit sind und was wir machen, wenn jemand krank ist und sein Thema nicht vorstellen kann usw. Das hat uns sehr geholfen innerhalb der Gruppe.

Ich hoffe, dass mein Erfahrungsbericht nachfolgenden Studierenden hilft, von Anfang an offener mit diesem Thema umzugehen und sich darauf einzulassen.